Gehen wir es an
Ich steige aus der S-Bahn aus und da steh ich nun. Mitten In der Müllerstraße. Ich drehe mich um. „Na endlich, das Café Man vs Machine“. Mein erster Eindruck: „Netter Schuppen.“ Ich schlendere über die Straße, Richtung Eingang. Auf den äußeren Sitzgelegenheiten erblicke ich zwei junge Damen, Mitte 30. Links von ihnen schlägt einen junger, lässig gekleideter Mann eine Zeitung auf und schlürft genüsslich an seinem Kaffee…
Willkommen im Man vs Machine!
In einem Cafe um 9:00 Uhr früh erwarte ich normalerweise eine Schlange mit schick gekleideten Anzugsträgern, welche vom Olympiapark bis zum Englischen Garten reicht. Mit der Intension, nun also mindestens 30 Minuten auf meinen Kaffee zu warten, betrete ich das Café. Doch ich konnte, zu meiner Verwunderung, weder eine lange Schlange, noch fettig, nach hinten gegelte Haare erblicken. Was ich stattdessen zu Augen bekomme, waren ein Schwung junger Studenten, mit ihren mitgebrachten „Kaffeekannen“.
Die Bestellung
Während ich also warte, bis der junge Mann an der Theke schaumige Milch über die drei Tassen Espresso gießt, werfe ich einen Blick auf die Getränkekarte. Zu erwarten, dass man dort einen Eis-Caramell-Frappuccino mit extra Sahne und Schokostreuseln bestellen kann, ist fatal. In der Sommerzeit bietet Man vs Machine zusätzlich noch verschiedene Varianten Iced-Coffee an. Mehr aber auch nicht.
Der Gedanke, mir einen Medium Americano zu bestellen, wird durch das genauer Betrachten der Karte immer abwegiger. Denn es gibt nur eine einheitliche Größe. Bevor ich dazu komme, mir eine Meinung dazu zu bilden, erfassen meine Ohren schon ein freundliches „Hey Servus, wie kann ich dir helfen?“
Ein junger, doch sehr gut gebauter Mann, mit blonden Locken lächelt mich durch seine Maske an. Ich trete näher und erkläre kurz wer ich bin und was wir mit dem Erlebnisbericht auf TheMunichTimes vorhaben. Er versteht schnell, worum es geht und stellt sich auch kurz vor. „Max“ so heißt er also, was ein lustiger Zufall. Max erklärt mir, dass er seit einem Jahr nun im „Man vs Machine“ arbeitet und genügend über das Café weiß, um mir ein paar Fragen zu beantworten:
Good to know
Er schildert, dass die Uniqueness des Cafés durch den Kaffee selbst kommt. Warum verdeutlicht euch die Man Versus Machine Coffee Roastery, die Kaffeerösterei in der Schellingstraße. Diese röstet Bohnen ausschließlich für den Vertrieb durch MvsM (Man Versus Machine).
Doch nicht nur die privaten Kunden kommen in den Genuss der Zauberbohnen. Eine handvoll ausgewählter, hochpreisiger Restaurants in München haben das Privileg, regelmäßig vom Kaffeebohnenröstkönig beliefert zu werden.
Der Kaffee
Im Café habt ihr die Möglichkeit, zwischen zwei Arten von hell gerösteten Bohnen zu wählen:
Nr 1: SURE SHOT (Die „Sichere“ Wahl)
Achtung: Wenn ihr bei eurer Bestellung das Vergnügen mit Max habt, wundert euch nicht. Durch seinen australischen Akzent hört es sich nämlich so an, als würde er euch den Shue Shue-Kaffee vorstellen
Nr. 2: NUDIS SHOT (Die „Riskante“ Wahl)
Wo der geschmackliche Unterschied liegt, erklärt Euch Max: „SURE SHOT ist, wie der Name schon sagt, die sichere Wahl für alle Hobby-Kaffeetrinker. Die brasilianische Bohne schmeckt süßlich und enthält die Noten Milch-Schokolade, Full Body & Süß. NUDIS hingegen enthält die Noten Süß, Fruchtig & Full Body und schmeckt daher schokoladig, süß-marmeladig. Es ist ein einzigartiger Kaffee, welchen ich derzeit auch am meisten trinke. Wenn mich ein Kunden nach einem Vorschlag für einen exotischen Kaffee fragt, rate ich Ihm zum NUDIS.“
Ihr habt also die Qual der Wahl bei eurer Bestellung. Entscheidet ihr euch für die „sichere“ oder doch die „exotische“ Variante? Egal ,wie eure Wahl fällt – beide sind einfach klasse! Da ich kein Experte in der Kaffebranche bin sondern, wie Max sagen würde, ein „Hobby-Kaffeetrinker“, empfehle ich einfach an der Bar nach einer Empfehlung zu fragen. Die Jungs und Mädels im MvsM wissen, welche Fragen sie stellen müssen (;
Der Bringer – Cappuccino
„Cappuccinos werden bei uns am häufigsten bestellt“. Begründen, warum dies der Fall ist, konnte ich jedoch erst, nachdem ich diesen selbst probiert habe. WOW. Dazu aber später mehr.
Max erklärt mir, dass für einen perfekten Cappuccino zwei grundlegende Kriterien erfüllt sein müssen:
- Die Grundbasis ist erst einmal die Kaffeebohne, wenn die Qualität dieser nicht ideal ist, kann das Verhältnis von Kaffee und Milch noch so gut sein.
- Die Milch darf nicht zu kurz, zu lang, zu heiß oder zu kalt geschäumt sein. Außerdem muss die Zugabe der Milch zum Kaffee sehr kontrolliert verlaufen.
Auf die Frage, warum es nur eine Größe für alle Kaffees gibt, antwortet er wie folgt: „Milch-Kaffee zu machen ist eine eigene Kunst für sich. Es benötigt das perfekte Mengenverhältnis zwischen Kaffee und Milch. Diese Anforderung an uns selbst vereinfachen wir mit der immer einheitlichen Zubereitung. Außerdem besteht unser Fokus auf dem Verkauf von authentischem Kaffee. Wir wollen durch die einheitliche Größe ständig anfallende Extrawünsche vermeiden, um uns rein auf die Zubereitung zu konzentrieren.“
Personal
Die Aussage „Die Mitarbeiter bei Man vs Machine sind kompetent“, ist wirklich stark untertrieben.
Zu jeder gestellten Frage wusste der Barista eine passende und leicht nachvollziehbare Antwort. Im Laufe des Tages lauschte ich so einigen Gesprächen mit Kunden und kann bestätigen, dass jede Frage rund um Kaffee zur Zufriedenstellung des Kunden geführt hat.
Nachdem ich den, mit der Zeit immer mehr wie einen Surfer aussehenden, Barkeeper ausgequetscht habe, bestelle ich nun das, was die meisten Kaffeeliebhaber dort Trinken. Genau, einen Cappuccino.
Der Aufenthalt
Ich setze mich in die Sitzecke innerhalb des Cafés und notiere mir die Antworten von Max. Nach kurzer Zeit trifft auch mein Heißgetränk ein. Mit dem ersten Blick wird mir klar: Dieser Cappuccino wurde sorgfältig, mit Liebe zubereitet. Ein erster Schluck…. Und Ja. Genau so schmeckt er auch.
Zugegeben, die Begründung von Max, dass es nur eine Kaffeegröße gibt, um immer das perfekte Verhältnis zu schaffen, klang erst einmal albern. Doch als ich mich selbst überzeugen durfte, wurde mir klar, von was er redete. Die Intension, mir gleich meine Lippe zu verbrennen, wenn ich den ersten Schluck nehme, wurde durch das ideale Erhitzen des Milchschaums ausgehebelt. „Es handelt sich hierbei um einen vorzüglichen Cappuccino“, kommt in meinen Gedanken auf, nachdem sich meine Lippen von der Tasse lösen.
Eigentlich dachte ich „Wow. Das ist wirklich ein guter Kaffee“, aber wir belassen es bei der geschwungenen Variante.
Die Atmosphäre
Während ich also meinen milchigen Kaffee genieße, werfe ich ein paar Blicke auf die Einrichtung. Die großen Fenster direkt am Eingang sorgen für einen hellen offenen Raum. Fußgänger schlendern vorbei und werfen einen kurzen Blick in das Café. Einige bleiben kurz stehen, beurteilen die Lage und treten dann ein.
Die langen, gepolsterten Fensterbänke bieten eine gute Sitzgelegenheit für einen kurzen Smalltalk. Für längere Gespräche nehmen die Besucher im hinteren Bereich des Kaffeehauses Platz.
Verurteilt mich nicht als Stalker, aber wenn man sechs Stunden damit verbringt, Eindrücke aus einer Umgebung zu gewinnen, bekommt man eben mit, über was die Leute dort reden. Am häufigsten begegnete ich Freundschaften und Beziehungen. Die Gruppen innerhalb waren nie größer als zwei Personen. Im Außenbereich tummelten sich hingegen Gruppen von drei bis acht Personen.
Die Themen bezogen sich meist auf Alltagsthemen. Eine Planung einer Marsmission hier. Ein, zwei Unternehmensgründungen dort. Über welches Thema jedoch beinahe jeder Besucher redet, wer hätte es gedacht, ist der Kaffee.
Während meines gesamten Aufenthaltes liefen chillige Lofi/Rap-beats. Diese sorgten für eine gelassene Unterhaltungsatmosphäre. Ein Mann, Mitte 40, tritt herein und bestellt, 3x dürft ihr raten, einen Cappuccino. In seiner linken Hand ein Buch. Ein Buch! Das ist es. Ich frage mich andauernd schon, was ich denn wohl noch machen könnte, wenn ich einmal wieder alleine hierher zurückkomme. Der Platz draußen bietet einen wunderbares Invorment für ein paar Seiten eines altgriechischen Romans.
Fazit
Ihr seid auf der Suche nach einem Laden, um bei einer einzigartig leckeren Tasse Kaffee mit einem/r alten Freund/Freundin über „gute alte Zeiten“ zu plaudern? Ihr wollt euren/e Freund/Freundin an einem sonnigen Sonntagmorgen mit einem unglaublichen Heißgetränk überraschen? Ihr trinkt seit 30 Jahren Kaffee und seid immer noch auf der Suche nach einem Espresso, welcher euch ansatzweise so begeistert, wie der, den ihr 1983 im Südwesen Äthiopiens getrunken habt? Man Vs Machine ist eure Anlaufstelle!
Ich kann euch zwar nicht versprechen, dass ihr nicht nach der ersten Tasse abhängig werdet. Was ich euch aber versprechen kann, ist, dass ihr es nicht bereuen werdet (:
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