Die Landeshauptstadt München hat König Ludwig I. von Bayern vieles zu verdanken. Nicht zuletzt das architektonische Gesicht, das wir heute kennen, aber auch weltberühmte Attraktionen wie das Oktoberfest gehen auf Ludwig den Ersten zurück.
Wer aber war dieser König Ludwig I. von Bayern und was hat er speziell für München getan? Genau das schauen wir uns in diesem Artikel an.
Das frühe Leben und Politik des Kronprinz Ludwig
Geboren wird Kronprinz Ludwig im Jahr 1786 in Straßburg, was zu dieser Zeit im Königreich Frankreich liegt. Im Alter von drei Jahren muss der zukünftige König Ludwig gemeinsam mit seiner Familie vor der französischen Revolution fliehen. Die Flucht bringt sie nach Mannheim, von wo sie fünf Jahre später im Gewirr der Koalitionskriege wieder fliehen müssen.
Sein Vater, Maximilian Joseph, ein Wittelsbacher, ist ein enger Bekannter von Ludwig XVI. So bekommt auch Ludwig seinen Namen und als Taufpate den französischen König. Infolge der Revolution wird Ludwigs Taufpate auf der Guillotine hingerichtet, was in dem jungen Kronprinzen eine starke Abneigung gegen alles (Neu-)Französische und alles, was irgendwie nach Revolution riecht, auslösen wird.
In den Zeiten nach der französischen Revolution und dem Aufstieg Napoleons stirbt der Kurfürst von Bayern. Über Umwege geht das Kurfürstentum an Ludwigs Vater Maximilian, welcher keineswegs so ein Franzosenfeind ist wie sein Sohn.
Er positioniert sich umgehend an der Seite Napoleons und zieht mit diesem in die Schlacht gegen die europäischen Mächte, was dem jungen Ludwig extrem missfällt. Als Dank wird das Kurfürstentum Bayern von Napoleon zum Königreich erhoben.
Als Napoleons Kriegsglück sich vor Moskau wendet und Europa sich erneut gegen den französischen Kaiser auflehnt, entdecken die deutschsprachigen Länder, nach Jahren der Unterdrückung, eine gemeinsame Sache.
Das deutsche Nationalgefühl findet auch im Kronprinzen Ludwig einen hehren Verehrer. Nur Tage vor der Völkerschlacht bei Leipzig schlägt sich das Königreich Bayern auf die Seite der Koalition und behält so seine monarchischen Rechte und den größten Teil seiner Besitzungen.
Trotz deutscher Nationalgefühle ist der zukünftige König Ludwig I. von Bayern kein Liebhaber eines gesamtdeutschen Staates: „Wir wollen Teutsche sein und Bayern bleiben“.
Thronbesteigung und erste liberale Reformen
Alles ist nicht gut im Königreich Bayern, als Ludwig 1825 König des noch jungen Reiches wird. Viele im Volk erhofften sich viel zu viel von der Thronbesteigung des jungen Königs. Anfänglich wurden diese Hoffnungen in großen Teilen auch erfüllt und Ludwig stärkte die Verfassung im Königreich und hob die Pressezensur auf.
Zu seinen weniger politisch wichtigen Reformen gehörte auch die Veränderung der Schreibweise von „Baiern“ zu „Bayern“. Diese Reform ging auf die große Griechenlandliebe des jungen Königs zurück.
Bereits als Kronprinz hatte sich Ludwig für die griechische Sache stark gemacht. In dieser Zeit kämpften in Griechenland verschiedene Parteien gegen das Osmanische Reich und für ein unabhängiges Griechenland.
Nach dem Unabhängigkeitskrieg erreichte Ludwig sogar die Einsetzung seines Sohnes Otto auf dem griechischen Thron. Die Billigung dieses Vorhabens durch die europäischen Großmächte kostete Bayern in den Folgejahren allerdings das Versprechen, das griechische Königreich auch weiterhin zu unterstützen.
Die wahrscheinlich eindrucksvollste Errungenschaft des König Ludwigs dem Ersten war die komplette Sanierung der bayrischen Staatsfinanzen. Bayern war seit Jahrhunderten in den roten Zahlen, was Ludwig bereinigen konnte. Dazu sparte er viel beim Militär, erreichte aber auch die Einführung zuerst des Süddeutschen Zollvereins und später des Deutschen Zollvereins.
Auch den Ludwig-Donau-Main-Kanal sowie die erste deutsche Bahnstrecke hatte Ludwig zu verantworten. Beide Bauten stellten wichtige Schritte Bayerns hin zu einem industrialisierten Land dar.
Umso überraschender mag es erscheinen, dass trotz der großen Umwälzungen und Einsparungen im bayrischen Staatshaushalt, Ludwig zu einem der wichtigsten Bauherren der bayrischen und speziell Münchner Geschichte wurde.
Ludwig: Die Kunst und die Architektur
Für seine Errungenschaften im Finanzwesen ist König Ludwig I. von Bayern allerdings deutlich weniger bekannt als für seine Vorliebe für die Kunst und Architektur. Dieser Liebe hat auch München Ludwig das meiste zu verdanken: Die wichtigsten Wahrzeichen Münchens kommen (fast) allesamt von ihm.
Ein wenig irritierend mag das schon erscheinen, dass ein König, der die maroden Staatsfinanzen wieder auf Vordermann bringt, auch noch Geld für extravagante Bauten und Kunstwerke übrig hat. Naja, ganz so einfach ist das nicht. Kunst hat König Ludwig der Erste schon immer gesammelt. Außerdem gab er für die Kunst vor allem sein privates Vermögen aus und sparte dafür, sowohl im Staat als auch privat, an anderer Stelle.
Beispielsweise wurden die Ausgaben für das Militär unter König Ludwig I. drastisch gekürzt, aber auch das Geld, dass seiner Frau zur Verfügung stand, kürzte er, um stattdessen mehr in hochkarätige Kunstwerke investieren zu können.
Ludwig I. von Bayern versuchte alle Kunstwerke so billig wie möglich zu ersteigern, was teilweise zu jahrelangen Verhandlungen führte. Das war für ihn kein Problem, denn seine Pläne für die Kunst waren langfristige: Er wollte in München ein für die Öffentlichkeit zugängliches Museum errichten – die Glypothek. Es sollte ein Museum für die Antike und eine Weltneuheit werden. Sowohl eine Neue als auch eine Alte Pinakothek sollten errichtet werden.
All diese Vorhaben gelangen ihm auch, weswegen wir in München heute das Privileg einer so wunderschönen Stadt genießen. Neben den beiden Pinakotheken und der Glyptothek errichtete er noch zahlreiche andere Bauten, die heute das Münchner Stadtbild prägen: die Ludwigsstraße, die Ludwig-Maximilians-Universität, die Feldherrnhalle, die Propyläen (ein antiker Torbau am Königsplatz), … – die Liste mit Ludwigs Hinterlassenschaften für München ist lang.
Für die etwas weniger kunstbegeisterten unter unseren Lesern hat der junge König Ludwig der Erste allerdings auch etwas hinterlassen: Das Oktoberfest.
Ludwigs Hochzeit: Das erste Oktoberfest
Am 12. Oktober 1810 heiratete König Ludwig I. von Bayern die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Über mehrere Tage wurden in München die Feierlichkeiten begangen. Aus dem ganzen Land war Volk angereist, denn Ludwig lud alle auf Speis und Trank ein.
Während der Vorbereitungen wurde von einem Offizier und Bankier der Vorschlag an ihn herangetragen, an einem dieser Tage ein Pferderennen zu veranstalten. Die Kosten würde selbiger Bankier Andreas Michael Dall’Armi übernehmen.
Für König Ludwig den Ersten, dessen Plan es gewesen war, das Volk sich ihm gewogen zu stimmen und ein einheitliches Nationalgefühl in dem jungen Königreich hervorzurufen, waren die Feierlichkeiten und das Pferderennen ein voller Erfolg. Weswegen er, wieder auf Vorschlag einiger Nationalgardisten, sich dazu entschloss, das Pferderennen von nun an jährlich stattfinden zu lassen. Eine Tradition, die bis heute anhält, war geboren.
Politische Kursänderung und Affären
Weswegen, glaubt ihr, wird in Bayern auf die Straßen gegangen? Wie viele gewalttätige Proteste hat München so erlebt? Gut, die bekannten: Hitlerputsch und Räterepublik. München, die Stadt der Gegensätze, die Heimat des Nationalsozialismus und die Heimat der ersten sozialistischen Republik auf deutschem Boden. Aber ein Aufstand wird gerne vergessen: Die Bierrevolution.
Die Bierrevolution
Im Jahr 1844 hob der König aufgrund von Rohstoffmangel den Brotpreis an. Das Volk nahm das hin. Als jedoch der Bierpreis um einen Pfennig erhöht wurde, ließen sich die Münchner solche Unverschämtheiten nicht länger gefallen. Ursprünglich war der Preis bei 6,5 Kreuzer und wurde auf 6,75 Kreuzer erhöht. Das entspricht einer Erhöhung von 0,4 € auf 0,5 €.
Am Abend des 1. März 1844 marschierten etwa zweitausend Münchner Bürger in Richtung verschiedener Brauereien und warfen Fensterscheiben ein. Daraufhing entsandte König Ludwig das Militär. Es sollte sich um die Aufständigen kümmern. Die Soldaten taten allerdings alles andere, als das von ihnen verlangte und verweigerten alle Befehle.
Vier Tage später sah sich der König gezwungen, die Bierpreiserhöhung wieder zurückzunehmen. Das Hofbräuhaus ging, in Solidarität mit den Bauern und Soldaten, sogar noch einen Schritt weiter und senkte den Bierpreis auf 5 Kreuzer herab.
Vier Jahre später, im revolutionären Jahr 1848, entzündeten sich in Bayern wieder Proteste aufgrund der Bierpreiserhöhung. Von da an änderte König Ludwig der Erste seinen liberalen Kurs wieder hin zu einer strikteren Art des monarchischen Regierens.
Die Affäre Lola Montez
Lola Montez war eine irische Tänzerin, in die sich König Ludwig I. von Bayern verliebte. Sie kam 1846 nach München und die zwei hatten eine langandauernde Affäre. Die Königin war überraschenderweise nicht besonders erfreut und weigerte sich fortan bei öffentlichen Auftritten, an der Seite ihres Gatten zu stehen.
Lola Montez war auch ein weiterer Auslöser für die zweiten Bierproteste in München 1848. Sie war Teil einer Studentenverbindung. Als es ihretwegen an der Universität zu Unruhen kam, ließ der König diese schließen. Das war im Jahr 1848.
Märzrevolution in Bayern 1848
Lola Montez war natürlich nicht der einzige Grund für die Aufstände, die sich im März 1848 in Bayern zutrugen. Sie war möglicherweise nicht mal der Auslöser, aber ein Tropfen im Fass war sie nichtsdestotrotz.
Nach der Schließung der Universität zogen die Studenten wieder auf die Straßen. Diesmal waren sie bewaffnet. Sie zogen in Richtung Residenz, um gegen Preissteigerungen und die absolutistische Herrschaft Ludwigs zu demonstrieren.
Der März 1848 war bekanntlich eine sehr revolutionäre Zeit in ganz Deutschland. Nationalgefühle und Demokratiebestrebungen trieben im gesamten späteren Reich Studenten auf die Straße, ebenso wie in ganz Europa.
Obwohl die meisten Revolutionsversuche erfolglos blieben, mussten doch eine Reihe von Herrschern in den Folgejahren starke Einschränkungen ihrer absoluten Macht hinnehmen und Demokratie breitete sich immer weiter aus.
So auch in Bayern. König Ludwig der Erste war gezwungen, nicht nur Montez der Stadt zu verweisen, sondern auch die Ständeversammlung einzuberufen und Reformen einzuleiten. Im Zuge dieser Reformen, denen er keineswegs positiv gegenüberstand, sich aber nur schwer widersetzen konnte, dankte er am 20. März 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. freiwillig ab.
Da Bayern in den folgenden Jahren nie wieder von einem König mit so überragender Autorität regiert wurde, wird von König Ludwig dem Ersten häufig als dem letzten Monarchen Bayerns gesprochen. Vieles hat München und Bayern ihm zu verdanken.
Trotzdem denken viele, dass die überragendsten Bauten Bayerns von seinem Enkel und Namensvetter Ludwig II. errichtet wurden. Politisch wirft Ludwig I. auf jeden Fall längere Schatten als sein Enkel Ludwig II., der sein tragisches Ende im Starnberger See fand. Für München hat König Ludwig I.von Bayern ebenfalls eindeutig (auch baulich) mehr getan.
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