Münchner Bier ist berühmt, berüchtigt und auf der ganzen Welt beliebt. Die Geschichte der Münchner Brauereien und ihrer Biere ist lang und heutzutage immer noch hochaktuell. Denn die Marke des Münchner Bieres hat einen besonderen Klang und vor allem Geschmack, der heutzutage jedes Jahr Millionen Touristen aus aller Welt nach München zieht.
Doch wo liegen die Ursprünge dieses Geschmacks? Was macht das Münchner Bier und die Münchner Brauereien so besonders? In diesem Artikel befassen wir uns mit der Geschichte der Brautradition Münchens!
Die Geschichte der Münchner Brautradition
In München und in Bayern gibt es schon seit Jahrhunderten Brauereien. Ursprünglich gab es viele verschiedene Formen, die eine Brauerei annehmen konnte. Die größten Brauereien waren natürlich die Hofbrauereien. Die Mehrzahl der Adligen besaß eine eigene Brauerei, die für die Versorgung des Hofes und der Wirtshäuser des Ortes zuständig war.
Ein weiterer Stützpfeiler bayerischer Brautradition sind die Klosterbrauereien, welche anfänglich nur für den Eigenbedarf der Mönche brauten. Im Laufe der Zeit begannen die Mönche, Bier an Pilger, Reisende und Nachbarn auszuschenken. Meist geschah das ohne Erlaubnis der Herrschenden. Schanklizenzen wurden erst mit der Zeit ausgegeben und die Wirtsstuben der Mönche wurden teilweise zum Haupteinkommen der Kloster.
Die dritte und zahlenmäßig am weitesten verbreitete Art der Brauereien waren die sogenannten Kommunbrauereien. Hier schlossen sich die Bewohner einer kleinen Ortschaft zusammen, um gemeinsam Bier für den Eigenbedarf zu brauen.
Geburtsstunde der Münchner Großbrauereien
Diese Aufteilung der Münchner Brauereien ging maßgeblich aus der Ständegesellschaft des Mittelalters hervor und löste sich erst im frühen neunzehnten Jahrhundert auf.
Im Zuge der Säkularisierung, also dem Übergang von kirchlichen Besitztümern in die Hände der weltlichen Herrscher, wurden die meisten Klosterbrauereien aufgelöst. Sie gingen an den Staat und dieser verkaufte sie an Privatpersonen weiter.
Diese Entwicklung kann als Geburtsstunde der Großbrauereien betrachtet werden. Die Augustiner Brauerei ist die einzige Brauerei, die heutzutage noch in der Hand der gleichen Familie ist, die sie im 19. Jahrhundert vom Staat gekauft hat.
Im Zuge des 19. Jahrhunderts wurden in Bayern viele Regelungen verändert oder aufgehoben, die früher das Ausschankvolumen, Produktionsverfahren und Verkaufszeiten des Bieres reguliert hatten. Bier näherte sich langsam dem Handelsgut an, das es heute ist.
Nachdem dank der Säkularisation große Brauereien in Privatbesitz über gingen, entwickelten diese sich zu echten Großbrauereien.
Münchner Bier wird zum Exportgut
Die Dampfmaschine und andere technische Innovationen ermöglichten genaue Kontrollen der Zusammensetzung des Münchner Bieres und einen deutlich erhöhten Produktionsausstoß. Aus der traditionellen Eigenversorgung der Stadt und ihrer Bewohner wurde eine Industrie.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde dank industrieller Kühlverfahren sogar der Transport über größere Distanzen möglich. Die Erfindung und Einführung der Bierflasche verstärkte diesen Trend und machte es der Münchner Aktienbrauerei zum Löwenbräu möglich, Anfang des 20. Jahrhunderts zur größten deutschen Exportbrauerei zu werden.
Spaten war die erste Brauerei, die mit einem Logo und einheitlichen “Corporate Design” begann, Werbung für ihr Produkt zu machen. Den berühmt berüchtigten Ruf des Münchner Bieres verdankt dieses nicht nur dem Bier selbst, sondern zu großen Teilen auch der Bierkultur der Stadt.
Andersherum verdankt die Stadt ihre Beliebtheit und Bekanntheit nicht zuletzt den Großbrauereien. Die Werbung, die half, das Münchner Bier im Ausland zu verkaufen, vermarktete das bayerische Lebensgefühl. München wurde zum Tourismusschlager. Ein Großteil der Touristen kam unter anderem wegen der riesigen Festkeller der Großbrauereien. Noch heute sind der Hofbräukeller oder das Paulaner Brauhaus zwei der wichtigsten Attraktionen Münchens.
Das Reinheitsgebot
Das bayerische Reinheitsgebot gilt auf der ganzen Welt als Qualitätsmerkmal. Das war allerdings nicht immer so. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als bayerisches Bier bereits im ganzen Kaiserreich und in vielen Erdteilen getrunken wurde, ist das bayerische Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 zum Alleinstellungsmerkmal erhoben worden.
In Bayern war es schon seit langer Zeit Gesetz, Bier nur mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser zu brauen. Erst als Brauereien mit Plagiatsversuchen und billigen Zutaten den Exportumsatz der bayerischen Brauereien zu gefährden drohten, wurde das Reinheitsgebot genutzt, um “das Wesen des bayerischen Bieres” zu bewahren.
Die Münchner Großbrauereien heute
Natürlich gibt es noch viele mehr und früher gab es noch Hunderte mehr, aber diese sechs Brauereien sind die bekanntesten, größten und diejenigen, die schon seit über 300 Jahren für den Ruf der Stadt und ihres Bieres verantwortlich sind. Alle diese Brauereien findet ihr natürlich auf der Wies’n, aber alle diese Brauereien haben auch Schänken, die das ganze Jahr betrieben werden und bei denen es sich lohnt, auf ein Münchner Bier vorbeizuschauen.
Augustiner
Die Augustiner Brauerei, die heutzutage in der Landsberger Straße zu finden ist, was bei der Verlegung dorthin noch kurz vor den Toren der Stadt gelegen hatte, ist heute mitten im Zentrum Münchens. Dort findet ihr auch die Augustiner-Gaststätte, in der ihr frisch Gebrautes direkt vom Fass serviert bekommt.
Egal, wo ihr in München Bier kauft – im Supermarkt, am Kiosk oder an der Tanke, überall werdet ihr die bauchigen braunen Flaschen mit dem gutmütig dreinblickenden Mönch finden. Das Augustiner Hell ist möglicherweise das bekannteste Bier Münchens und Edelstoff ist auf der ganzen Welt erhältlich.
Bemerkenswert an der Augustiner Brauerei ist, dass diese niemals Werbung gemacht hat und trotzdem zu einer der größten Münchner Brauereien geworden ist, ganz allein mit Werbung durch Qualität.
Hacker-Pschorr
Ehemals zwei Brauereien, dann wieder eine. Hacker-Pschorr wurde im späten 19. Jahrhundert vom Ehepaar Hacker und Pschorr zu einer der wichtigsten Brauereien des Landes und dann von den Söhnen des Paares zu zwei der wichtigsten Brauereien des Landes gemacht. Erst seit 1972 sind die zwei Brauereien wieder eine und brauen dasselbe Bier. Münchner Geheimtipp: Hacker Pschorr Radler ist das beste Radler, das ihr aus Münchner Brautradition finden könnt.
Münchner Bier im Hofbräuhaus
Ehemals gegründet und betrieben von der bayerischen Königsfamilie, ging das Münchner Hofbräuhaus im Jahre 1939 in die Hand des Staates über. Überall dort, wo früher innerhalb der Stadtgrenzen Hofbräubier gebraut wurde, findet ihr jetzt Orte, an denen ihr dieses Bier trinken könnt. Das Hofbräuhaus am Platzl, befindet sich hinter dem Rathaus und ist einer der schönsten Münchner Biergärten, direkt über dem Hofbräukeller an der inneren Wiener Straße.
Löwenbräu
Eines der ersten Exportbiere Bayerns und lange Zeit das erfolgreichste. Die Brauerei liegt an der Nymphenburger Straße, nur ein paar Minuten vom Hauptbahnhof entfernt und zeichnet sich durch eine voll verglaste Front aus, durch die ihr die riesenhaften bronzefarbenen Sudkessel bewundern könnt. Der Löwenbräukeller liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite und ist sehr empfehlenswert!
Paulaner
Geschichten aus dem Paulanergarten: Habt ihr schon einmal von Bruder Barnabas gehört? Der Name ist zwar ein Begriff, doch die wenigsten wissen, dass dieser Bruder des Paulaner Ordens deswegen so bekannt ist, weil er einen Doppelbock braute, der zu einem der beliebtesten Münchner Biere wurde. Dieses Bier entstand, weil die sehr strikten Paulaner Mönche das Fasten nicht brechen wollten und deswegen lieber Bier tranken: “Flüssig Brot bricht das Fasten nicht.”
Heutzutage zeichnet sich Paulaner vor allem durch sehr gute Werbung (gut, besser, Paulaner) und durch eine absolut himmlische Spezi aus. Nicht zu vergessen ist, dass der Nockherberg ehemals der Hauptsitz der Brauerei war und heute eine der bekanntesten Münchner Gaststätten beherbergt.
Spaten
Die Spatenbrauerei machte den Bierexport und das Corporate Design für Münchner Brauereien vor. Aber nicht nur das, sie erfand auch das berühmte Münchner Hell, was später in abgewandelter Form in einer Region in Tschechien namens Pilsen, nachgeahmt wurde und unter dem Namen Pils bekannt wurde.
Heutzutage ist Spaten dafür bekannt, auf der Wies’n im Schottenhammel Zelt ausgeschenkt zu werden, wo auch der Anstich stattfindet. Das Spatenhaus direkt gegenüber der Oper am Max-Joseph-Platz, ist außerdem eine der nobelsten und angesehensten Gaststätten Münchens.
Andrea
Sehr informativer Beitrag! Als Münchnerin noch einiges gelernt